Habila (ehemals Behindertenheim Markgröningen)

 

In der Simultankirche der Einrichtung Habila (liegt zwischen Markgröningen und Asperg)  finden meistens die kirchlichen Aktivitäten statt. Es wird in der Regel alle 4 Wochen  am Sonntagmorgen um 10.30 Uhr zum Gottesdienst eingeladen.

Ebenfalls 14-täglich, dienstags von 18.30-19.30 Uhr ist „Himmelszelt“. Ein abwechslungsreiches Programm, oft auch von den ehrenamtlichen Mitarbeitern gestaltet, findet bei den Bewohnern großen Anklang.

Sonntagnachmittags, von 14-16.30 Uhr, sorgt ein ökumenisches Team im ehrenamtlichen Einsatz dafür, dass das Café für alle, die kommen wollen, geöffnet ist.

Es ist der Kirchengemeinde ein Anliegen, Inklusion zu fördern – und so nehmen Menschen mit Behinderungen nicht nur am jährlichen Kirchplatzfest teil, sondern helfen auch tatkräftig mit. Zudem wird die Gemeinde zum jährlichen Sommerfest bei Habila eingeladen, das um 10 Uhr mit einem Ökumenischen Gottesdienst im Freien beginnt (am ersten Sonntag im Juli).

 

 

Die Simultankirche im ehemaligen Behindertenheim, jetzt Habila

1897 wurde die königliche Landarmenanstalt für den Neckarkreis eingeweiht, eine Dreiflügelanlage von Architekt Ernst Rudolf Friz aus Stuttgart.[1] Im Frauenbau der Landarmenanstalt gab es im ersten Stock bereits einen Betsaal, an den sich das Zimmer für den Geistlichen anschloss. In der Südostecke war ein Altar diagonal aufgestellt. Zur Ausschmückung der Nische bestellte Oberkonsistorialrat Dr. Merz beim Maler Heinrich Seufferheld in Weinsberg ein Gemälde mit dem Motiv des segnenden Christus. Das schien für beide Konfessionen als passend. Obwohl anfangs nur evangelischer Gottesdienst gehalten wurde, rechnete man mit mehr katholischen Heimbewohnern und infolge dessen auch mit einem regelmäßigen katholischen Gottesdienst.[2] Seit 1897 hielt der evangelische Stadtpfarrer alle 14 Tage sonntags einen Predigtgottesdienst, und teilte dreimal im Jahr das Abendmahl aus. Hinzu kamen wöchentlich seelsorgerische Besuche. Insgesamt wurde der Pfarrer von 1899 an mit 300 Mark jährlich entschädigt.[3]

Der Stadtpfarrer der katholischen Kirchengemeinde in Bietigheim war bis 1950 ebenfalls für die Landarmenanstalt zuständig. Da sich der evangelische Altar für die katholische Messe als zu klein erwies, wurde nachträglich eigens ein katholischer Betsaal eingerichtet, wo von 1900 an montags für mittlerweile 23 Heimbewohner alle 14 Tage die Heilige Messe gefeiert werden sollte.[4] Auch fehlten die Fußbänke zum Niederknien an den Stühlen. Überlegungen, dass die Katholiken der Messe des Garnisonspfarrers beiwohnen sollten, wurden abgelehnt. Zum einen waren sie körperlich nicht in der Lage auf den Hohenasperg zu gehen, zum andern hätten die Frauen keinen Zutritt in die Garnison gehabt. Der Altar für die Katholiken wurde am 6. April 1900 geliefert und am 10. fand die Benediktion des Oratoriums und der zum Gottesdienst bestimmten Gegenstände statt. Der Pfarrer las alle zwei Wochen montags die Messe. Von 1950 an übernahm die Aufgabe der Heimatlosenseelsorger in Asperg, der nun täglich Gottesdienst hielt.[5] Dieses Angebot stand allen Katholiken aus Asperg, Markgröningen und Tamm offen.

Auf dem mit dem Bau der Landarmenanstalt gleich angelegten Friedhof fand 1898 die erste Beerdigung statt. Es gab auch eine Leichenhalle. Im Sommer 1966 wurde beim Friedhof eine Kapelle mit Leichenhalle eingeweiht, die bis 1982 in Betrieb war. Seither finden die verstorbenen Heimbewohner auf dem städtischen Friedhof ihre letzte Ruhestätte.[6]

Im Erweiterungsbau aus dem Jahr 1935 von Architekt Gauckler aus Ellwangen[7] belegte eine Kapelle, in der 305 Personen Platz fanden, den Westteil. Stadtpfarrer Völter wollte hinter den beiden Altären in unserer neuen Kapelle zwei biblische Bilder anbringen lassen, da die Leute kaum lesen könnten. Das Bild redet zu vielen.[8] Ob es früher Gemälde gab, ist nicht überliefert. Vor der Renovierung im Jahr 2011 verband das Bibelzitat kommet her alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken die beiden Altarnischen optisch. Zwischen dem katholischen Altar auf der Epistelseite, der rechten Seite vom (Hoch)Altar ausgesehen, im Nordwesten und dem evangelischen Altar auf Evangelienseite im Nordosten stand anfangs eine Kanzel, seit einiger Zeit die Orgel.[9] Von Anfang an gab es einen roten Vorhang, mit dem man den religiösen Bereich abtrennen konnte. In den 1940er Jahren fanden hier Filmvorführungen statt.[10]

Die evangelische Kirchengemeinde Markgröningen und seit 1957 auch die katholische sind für die Seelsorge zuständig. In der ev. Kirchengemeinde wurde 1983 eine eigene Pfarrstelle für die Bereiche Orthopädische Klinik – Behindertenheim – August-Hermann-Werner-Schule geschaffen. Von da an bis zum Sommer 2006 gab es wöchentliche Gottesdienste in der Simultankirche und ebenfalls in der Klinik.[11] Es entfaltete sich von da an ein reges ökumenisches Gemeindeleben mit verschiedenen Angeboten und Initiativen. Seit Herbst 2006 ist der ev. Gottesdienst wieder 14täglich. Der katholische Gottesdienst wird als Wochengottesdienst gefeiert.



[1] StadtA MG, Bauakten (1895)

[2] LKAS K 1 Bü 197

[3] DAR, G 1.1., C 22 4c

[4] DAR, G 1.1., C 22 4c

[5] DAR, F II a.

[6] Roland Schubert, 1897-1997: 100 Jahre Landesheim Markgröningen, 1997 (Masch im Stadtarchiv)

[7] StadtA MG, Bauakten (1935)

[8] LKAS K 1 Bü 197

[9] Die Kanzel erwähnt Elly Müller. Dies., Wem die Turmuhr schlägt. Eine ungewöhnliche Jugend von 1926-1945, Markgröningen 2000, S. 37

[10] Elly Müller, Wem die Turmuhr schlägt. Eine ungewöhnliche Jugend von 1926-1945, Markgröningen 2000, S. 53.

[11] Freundlicher Hinweis von Pfarrer Traugott Plieninger.

 

 

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