Gottesdienste Hardt-/Schönbühlhof

Der Kirchenraum auf dem Hardt- und Schönbühlhof  

1761 siedelten sich Schwieberdinger auf der Flur Hardt an und 1770 ließen sich Markgröninger Bürger jenseits der Straße und Markung auf der Flur Schönbühl nieder. Seit 1834 hielten die Hilfslehrer mit Zustimmung des Markgröninger Stadtpfarrers alle 14 Tage Betstunden ab, damit die Höfer nicht rund eine Stunde Wegs zur Kirche gehen mussten. Den ersten regelmäßigen Gottesdienst hielt Schullehrer Martin Haug mit Zustimmung des Markgröninger Stadtpfarrers am Sonntagnachmittag.[1] 1850 kauften die Hofbewohner ein Grundstück, um einen Friedhof anzulegen.[2] Eine Glocke erwarb man 1868, die heute noch ihren Dienst tut. Von 1876 bis 1897 war die am Markgröninger Lehrerinnenseminar ausgebildete Rosine Weigele die erste Hilfslehrerin auf dem Hardt- und Schönbühlhof. Die Bemühungen, den Schönbühlhof 1910 nach Schwieberdingen einzupfarren scheiterten.[3] 1911 gab es in dem geteilten Weiler genügend schulpflichtige Kinder und ein eigenes Schulhaus sollte errichtet werden. Der erste Weltkrieg verhinderte jedoch die Umsetzung des Planes.[4] 1914 kam der Markgröninger Pfarrer alle zwei Wochen sonntags zur Bibelstunde. Einen eigenen Raum für Gottesdienste gab es 1935, als der ersehnte Schulbau auf dem Hof realisiert wurde. Beide Muttergemeinden stifteten Geld für die Einrichtung eines Raumes zu Gottesdienstzwecken.[5] Markgröningen beteiligte sich mit 500 RM. In das Grundbuch wurde eine beschränkte persönliche Dienstbarkeit zugunsten der Markgröninger und der Schwieberdinger Kirchengemeinde eingetragen.[6] Demnach durften sie das Klassen- samt angrenzendem Lehrerzimmer zu Gottesdiensten, Gemeinde- und Jugendversammlungen sowie Religionsunterricht unentgeltlich nutzen und einen Schrank für die gottesdienstlichen Geräte und Bedarfsgegenstände aufstellen. Das Schulhaus bekam die Glocke von 1868, die für das 1842 erbaute erste Schulgebäude angeschafft wurde und die bis heute nicht nur zu den Gottesdiensten, bei Taufen und zum Vaterunser läutet, sondern auch beim Trauerzug und zur anschließenden Beerdigung.[7] Pläne des Oberkirchenrats zur Einpfarrung des Hardt- und Schönbühlhofes in die Kirchengemeinde Hochdorf werden 1946 aufgegeben.[8]

Nach dem Auszug der Schule gestaltete man 1967 das Schulzimmer mit einer Altarwand für Gottesdienstzwecke um. Eine Altarwand wurde eingebaut, an der man den Altar aus der Wand herausklappen konnte. Über ihm ließen sich zwei Flügelläden öffnen und gaben den Blick auf ein Holzkreuz frei. Ein Rednerpult diente als Kanzel.[9] Alle zwei Wochen hielt ein Markgröninger Geistlicher hier Gottesdienst, vertretungsweise kam der Schwieberdinger Kollege. Für die Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen sind die Pfarrer der jeweiligen Muttergemeinde zuständig.

Als Instrument diente ein Harmonium, das 1997 durch eine elektronische Orgel ersetzt wurde[10]. Neue Abendmahlsgeräte schaffte man im Jahr 2001an.[11] 2009 wurde der Gottesdienstraum vollständig umgestaltet mit neuem Altar, Kanzelpult und Kerzenständer nach Entwurf von Architekt Gerhard Schmid, ausgeführt von Schreinerin Susanne Jauch. Die Orientierung des Raums wurde geändert, so dass die Gemeinde den Altar an der Ostseite vor sich hatte, die Eingangstür im Rücken. Am Pfingstsonntag 2009 war die Einweihung.[12]

Inzwischen musste das alte Schulhaus samt Gottesdienstraum wegen gravierender Baumängel aufgegeben werden. Gottesdienst halten die Markgröninger Pfarrer nun monatlich in dem zum Bürgersaal umgestalteten ehemaligen Kindergarten, zu den Festen im Kirchenjahr und zu besonderen Anlässen.



[1] Ernst Bürkle, 225 Jahre Hardt- und Schönbühlhof, 22.–24. Juni 1985, Markgröningen/Schwieberdingen (Hg.) 1985

[2] Ernst Bürkle, 225 Jahre Hardt- und Schönbühlhof, 22.–24. Juni 1985, Markgröningen/Schwieberdingen (Hg.) 1985, S. 51.

[3] LKAS PfarrA MG, KGR

[4] Ernst Bürkle, 225 Jahre Hardt- und Schönbühlhof, 22.–24. Juni 1985, Markgröningen/Schwieberdingen (Hg.) 1985, S. 48.

[5] LKAS, PfarrA MG, KGR, Protokoll vom 28. Jan. 1937.

[6] LKAS, PfarrA MG, KGR, Protokoll vom 28. Jan. 1937. Der Grundbucheintrag galt bis 31. Dezember 1965.

[7] Hinweis von Pfarrer Michael Güthle

[8] LKAS, PfarrA MG, KGR 1946

[9] Ernst Bürkle, 225 Jahre Hardt- und Schönbühlhof, 22.–24. Juni 1985, Markgröningen/Schwieberdingen (Hg.) 1985, S. 58.

[10] Zum 1. Advent 2019 wurde noch einmal ein neues Instrument angeschafft.

[11] freundliche Auskunft von Traugott Plieninger, früherer Pfarrer, 24. Januar 2021

[12] Vgl. Markgröninger Brief 158/2009, S. 8.